16.03.2025
Don't Panic!
Phänomene der Spaltung in Psyche, Familie und Gesellschaft
Der vpsz plant in Zusammenarbeit mit der Stiftung für Psychotherapie und Psychoanalyse eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema «Spaltung».
Als Familienbegleiter:innen (SPF) beobachten wir aktuell eine ausgeprägte Tendenz zu Spaltungen. Gehäuft haben wir in der aufsuchenden Familienarbeit mit entzweiten Familien zu tun, in denen eine Trennung der Eltern sich als dramatische Spaltung gestaltet. Auch in der Gesellschaft sind gegenwärtig drastische Spaltungen festzustellen, etwa wenn Konflikte keinen Dialog, keine Vermittlung mehr zulassen. Wo Verständigung erschwert oder verunmöglicht ist, besteht eine Tendenz zur Eskalation. Die affektive Dimension des Spaltungsgeschehens soll nicht übergangen werden.
Unser Interesse gilt Spaltungsvorgängen im öffentlichen, privaten sowie innerpsychischen Raum. Wohl eine neuere Form sind Spaltungen im virtuellen Raum. Die unterschiedlichen Perspektiven auf das Phänomen berühren und überschneiden einander, gerade wenn es sich um innere Spaltungen handelt, die im Aussen in Szene gesetzt werden.
Wir streben ein psychoanalytisches Denken an, das sich zunächst Einzelphänomenen zuwendet, um daraus weiterführende gesellschaftliche Zusammenhänge zu erschliessen und zu verstehen.
Zeit:
Sa. 1. Februar 2025, 10.00 – 13.00 Uhr
Spaltungen in der Familie: Narzisstisch verletzte Eltern als Gefahr für die psychische Entwicklung des Kindes mit Egon Garstick
Sa. 29. März 2025, 10.00 – 13.00 Uhr
Die gespaltene Psyche: Topologie der Spaltungen auf dem Feld des Psychischen mit Max Kleiner
Sa. 17. Mai 2025, 10.00 – 13.00 Uhr
Spaltung und Wiederholungszwang: Über die Illusion des autonomen Subjekts mit Mario Erdheim
Ort:
Stiftung für Psychotherapie und Psychoanalyse
Ausstellungsstrasse 25
8005 Zürich
Anmeldung:
kontakt@vpsz.ch
14.02.2025
Im falschen Körper?
Wir möchten Sie auf eine Veranstaltung von Manfred Riepe aufmerksam machen:
Die junge und die alte Homosexuelle.
Zoomvortrag über die psychoanalytische Auffassung der Inversion bei Freud und Lacan – vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte Margarethe Trauteneggs (1900 bis 1999)
Die junge Homosexuelle unterzog sich nicht freiwillig einer Psychoanalyse. Ihre Kur wurde nach vier Monaten abgebrochen und gilt als gescheitert. Seit der Veröffentlichung der Biographie von Rieder und Voigt im Jahr 2000 ist die Identität dieser Analysantin bekannt. Margarethe Trautenegg überlebte zwei Weltkriege und drei Suizidversuche. Sie floh vor den Nazis ins kubanische Exil, um nach ihrer Rückkehr an verschiedenen Orten der Welt als Porträtmalerin und Gouvernante zu arbeiten. Die Biographie ist nicht in allen Details verlässlich. Dennoch bestätigt das Hundertjährige Leben dieser außergewöhnlichen, noch im hohen Alter würdevollen Frau im Nachhinein die Kernaspekte von Freuds Deutung. Vor dem Hintergrund von Lacans differenziertem Kommentaren wird diese‚ Krankengeschichte ohne Kranke’ lesbar gemacht, nicht nur als paradigmatische Unterscheidung zwischen weiblicher und männlicher Homosexualität. Um aufzuzeigen, dass Freud hier zentrale Aspekte der sexuellen Differenz erschloss, wird das begriffliche Geflecht zwischen Libido, Narzissmus, Identifizierung, Fetischismus, Kastration und Objekt transparent gemacht. Der Vortrag ist eine Fortsetzung und zugleich ein Prequel zu meinen vorangegangenen Ausführungen über Transsexualität und Lacans «Sexuierungsformeln» (Abrufbar unter: manfredriepe)
Zeit:
Freitag, 28. Februar 2025, 19.00–20.30 Uhr
Samstag, 1. März 2025, 10.00–14.00 Uhr
Kosten:
Die Veranstaltung findet per «Zoom» statt
Kosten:
€ 40.00
Anmeldung:
mriepe6341@aol.com
Aus organisatorischen Gründen bitten wir baldmöglichst um Anmeldung.
01.02.2025
Jacques Lacan: Über einen Diskurs, der nicht des Scheins wäre
Das Seminar, Buch XVIII (1971)
Texterstellung durch Jacques-Alain Miller
Aus dem Französischen von Hans-Dieter Gondek
Im Seminar XVII des Vorjahres Die Kehrseite der Psychoanalyse hatte Jacques Lacan seine Konzeption der Vier Diskurse vorgestellt; im nun in deutscher Erstübersetzung vorliegenden Seminar XVIII werden genauer die Dimensionen dargelegt, in denen sich ein Diskurs und insbesondere der Diskurs der Psychoanalyse zu bewähren hat. Jeder Diskurs produziert Schein; der analytische Diskurs verkörpert den Ehrgeiz, diesen Schein im Namen der Wahrheit zu durchbrechen. Jeder Diskurs ist aber auch dadurch gekennzeichnet, dass er von einem Begehren getragen wird und sich in ihm ein Genießen niederschlägt, und so geht es im Diskurs um eine Wahrheit des Begehrens. Lacan sieht sich auch – nicht zuletzt durch die Arbeiten von Jacques Derrida zu Urschrift und Grammatologie – genötigt, das Verhältnis von Diskurs, Bild, Sprache und Schrift neu zu durchdenken. Allerdings sucht er nicht die direkte Auseinandersetzung mit Derrida, sondern schärft seine Überlegungen zum einen im Rückgriff auf eigene einschlägige Texte, vor allem Das Seminar über Poes »Der gestohlene Brief«, das umfassend neu gedeutet wird, zum anderen in der Beschäftigung mit chinesischen und sinojapanischen Schreibweisen, um sich so über gewisse Voreingenommenheiten einer eurozentrischen Linguistik hinwegzusetzen.
Ansonsten ist Lacan unterwegs zu jener Neubestimmung des Geschlechterverhältnisses, die man aus dem Seminar XX: Encore kennt. Zwischen Mann und Frau besteht keine Komplementarität, und diese wird auch nicht durch das symbolische Element Phallus hergestellt, das aber auch nicht für eine natürliche männliche Überlegenheit steht – Anstöße genug für die zeitgenössische Sex-Gender-Debatte.
Info:
www.turia.at
17.01.2025
Subjekt im Wandel – Stichwort: postödipale Gesellschaft
Wir möchten Sie auf eine Veranstaltung von Patrick Landman und Roni Weissberg in Wien aufmerksam machen:
Die Tagung mit Kolleg:innen aus Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz ist Teil eines Zyklus, der sich längere Zeit mit Fragen von Gender und Geschlecht beschäftigt hat. Mit der kommenden Tagung vom kommenden Mai führen wir nun mit einem neuen Schwerpunkt weiter, der sich mit der Reflexion postödipaler Strukturen beschäftigt. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob das, was im klassischen psychoanalytischen Verständnis als zentrales, strukturgebendes Moment unserer Gesellschaft gedient hatte, der Ödipuskomplex an Bedeutung verliert. Und ob andere zum Beispiel subkulturelle oder idiosynkratische Funktionsweisen an Bedeutung gewinnen. Das Auftauchen identitärer Positionen im Zusammenhang mit Corona, das Auftauchen von Verschwörungstheorien und die Verweigerung und Bekämpfung staatlicher Vorgaben, Normen und Gesetz, aber auch die gesellschaftliche Bedeutung der Genderdebatte in den letzten Jahre, scheinen darauf hinzuweisen. Konkret geht es in der Tagung in Wien um Aspekte des Feminismus und um Fragen im Zusammenhang mit Migration
Die Tagung umfasst wie immer zwei Fallbesprechungen, zwei Vorträge sowie eine Schlussdiskussion. Details zum Programm erhalten Sie im Verlaufe des Monats April.
Zeit:
Freitag, 23. Mai 2025, 18.15–22.00 Uhr
Samstag, 24. Mai 2025, 10.00–18.00 Uhr
Ort:
Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse
Salzgries 16/3A
1010 Wien
Kosten:
–
Anmeldung:
weissberg@gmx.ch
15.11.2024
Marina Abramović Retrospektive
Das Kunsthaus Zürich präsentiert die erste umfassende Retrospektive von Marina Abramović in der Schweiz. Die Ausstellung zeigt Werke aus allen Schaffensperioden der Künstlerin und reinszeniert historische Performances live. Besonders hervorzuheben ist eine neue Arbeit, die speziell für Zürich konzipiert wurde und das Publikum direkt einbezieht. Abramović ist bekannt für ihre «Long-durational Performances», in denen sie körperliche und geistige Grenzen erforscht. Diese Werke laden die Besuchenden dazu ein, Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung neu zu erfahren.
Die Ausstellung umfasst verschiedene Medien wie Video, Fotografie, Skulptur und Zeichnung. Zudem werden ikonische Performances wie «Imponderabilia» und «Luminosity» live aufgeführt. In «Imponderabilia» müssen die Besuchenden buchstäblich durch die Künstlerinnen hindurchgehen – eine starke physische und mentale Erfahrung. Abramovićs Fokus auf Interaktion und Teilnahme, wie auch in ihrer speziell für Zürich entwickelten Arbeit «Decompression Chamber», macht diese Retrospektive zu einem einzigartigen Erlebnis.
Info:
www.kunsthaus.ch
04.10.2024
Subjekt im Wandel – Stichwort: postödipale Gesellschaft
Wir möchten Sie auf eine Veranstaltung von Patrick Landman und Roni Weissberg in Zürich aufmerksam machen:
Die Tagung mit Kolleg:innen aus Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz dreht sich um die Frage, ob das, was im klassischen psychoanalytischen Verständnis als zentrales, strukturgebendes Moment unserer Gesellschaft gedient hatte, der Ödipuskomplex, an Bedeutung verliert, und ob andere, z.B. subkulturelle oder idiosynkratische Funktionsweisen an Bedeutung gewinnen. Das Auftauchen identitärer Positionen im Zusammenhang mit Corona, von Verschwörungstheorien und die Verweigerung und Bekämpfung staatlicher Vorgaben, Normen und Gesetze, aber auch die gesellschaftliche Bedeutung, welche die Genderdebatte in den letzten Jahren erhielt, scheinen darauf hinzuweisen.
Die Tagung umfasst wie immer zwei Fallbesprechungen, zwei Vorträge sowie eine Schlussdiskussion. Details zum Programm erhalten Sie im Verlaufe des Monats August.
Zeit:
Freitag, 4. Oktober 2024, 18.30–22.00 Uhr
Samstag, 5. Oktober 2024, 10.00–18.45 Uhr
Ort:
Henriette Genossenschaft 31. März
Schreinerstr. 60
8004 Zürich
Kosten:
Fr. 70.00
Anmeldung:
weissberg@gmx.ch
Aus organisatorischen Gründen bitten wir um baldmöglichste Anmeldung.
30.08.2024
Der Graph von Monte Christo
Wir möchten Sie auf eine Veranstaltung von Manfred Riepe aufmerksam machen:
Mit dem Graphen des Begehrens schaut Jacques Lacan der freien Assoziation bei der Arbeit über die Schulter. Vortrag über eine klinische Annäherung an den Primärprozess.
Der Analytiker unterbricht den Analysanden. Dieser hat nicht bemerkt, dass ihm ein Lapsus unterlief: Statt «Sie ist ausgezogen» sagte er unwissentlich «Sie hat ausgezogen» (autobiographisches Beispiel aus meiner ersten Analysesitzung). Die ins Bewusstsein gerufene Fehlleistung legte eine verzweigte Kette von Zusammenhängen frei: Was macht Analytiker überhaupt so sicher, dass in solchen Fällen keine chaotischen Wortkaskaden hervorsprudeln? Dass sich hier vielmehr ein roter Faden entspinnt, der tief hinab reicht ins Unbewusste?
Diese verborgene Logik der Spontaneität macht der Graph des Begehrens (eine Art «ICD10 für Lacanianer») transparent. Im sechsten Zoom-Vortrag (nach der Identifizierung, der Transsexualität, den Sexuierungsformeln, der Angst und dem Sinthome) geht es nun um die Rhetorik des Unbewussten. Die kalauernde Zweideutigkeit des Titels («Der Graph von Monte Christo») führt vor, worum es geht. Der aus dem Exil zurückkehrende Graf ist Ferdinand de Saussure. Dessen – hartnäckig unterschätzte – Semiologie führt vor Augen, inwiefern Sprechen stets einen rhetorisch verfassten Überschuss aufweist. Mit Bezug auf Saussures berühmtes Schaubild verdeutlicht Lacan daher, dass die Struktur der Metapher der Feinmechanik des Sprechens und der Symptombildung entspricht.
Die obere Ebene des Graphen überführt den Ödipuskomplex in die Logik des Signifikanten. Der Vater untersagt den Inzest nicht durch ein konkretistisches «Nein», sondern dank seiner Präsenz im mütterlichen Sprechen. Deswegen korrespondiert die Funktion des Vaters mit jenem fehlenden Eckstein, der Sprache zu einem starren Code bzw. regelmäßigen Kristall erstarren liesse. Diese Überlegungen werden schrittweise illustriert mit Falldarstellungen.
Zeit:
Freitag, 30. August 2024, 19.00 Uhr
Samstag, 31. August 2024, 12.00–14.00 Uhr
Ort:
Die Veranstaltung wird von Manfred Riepe organisiert und per «Zoom» durchgeführt.
Kosten:
€ 40.-
Anmeldung:
mriepe6341@aol.com
Aus organisatorischen Gründen bitten wir baldmöglichst um Anmeldung.